MACHT.RECHT.GESELLSCHAFT?

Der Kongress rückt näher…

Posted: March 1st, 2016 | Author: | Filed under: General | Comments Off on Der Kongress rückt näher…

…und langsam trudeln die Ankündigungstexte für die Veranstaltungen ein.

Workshopbeschreibungen

1. Schiene, Workshop-Phase 2:

*Stereotyp und Vorurteil – Juristische Ausbildungsfälle umschreiben*

Dana-Sophia Valentiner

In der juristischen Ausbildung dienen sog. Fälle der Anwendung des erlernten Wissens und fördern Transferleistungen der Lernenden. Sie bilden den Gegenstand nahezu aller Prüfungen – sowohl in den Klausuren und Hausarbeiten, die während des Studiums geschrieben werden, als auch in der staatlichen Prüfung zum ersten Staatsexamen. Als Assoziations- und Motivationshilfen bergen die verwendeten Beispiele Potentiale, die rechtsdidaktisch erst allmählich ausgelotet werden und längst nicht ausgeschöpft sind. Nicht selten begegnen Jurastudierenden leider Fallbeispiele im Gewand sexistischer Sachverhalte, klassistischer Klausuren, ableistischer Aufgabenstellungen, rassistischer Rechtsfragen, exkludierender Examensfälle – jede diskriminierende Darstellung hat im juristischen Fall schon ihre Alliteration gefunden. In dem Workshop werden Anregungen für eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Gestaltung der Ausbildungsfälle diskutiert, die zurzeit in Hamburg in einem Forschungsprojekt entwickelt werden. In dem Projekt werden u.a. die Examensübungsklausuren der Hamburgischen Jurastudiengänge auf die Verwendung von (Geschlechter)Stereotypen untersucht. Die Studie verfolgt das Ziel, für eine geschlechtergerechte Fallgestaltung in der Rechtsdidaktik zu sensibilisieren und zu werben.

Ausgehend von den Zwischenergebnissen des Projekts werden die Teilnehmer*innen des Workshops Gelegenheit erhalten, Bad-Practice-Fälle umzuformulieren, um anschließend mögliche Anregungen für einen Leitfaden zur Fallgestaltung zu diskutieren. Schließlich wollen wir gemeinsam Ansätze zur Institutionalisierung von Sensibilisierungsmaßnahmen und Leitfäden (etwa die Verankerung in den Gleichstellungsplänen der Fakultäten) erarbeiten.

2. Schiene, Workshop-Phase 1:

*Nein zählt nicht. Zum Umgang mit sexualisierter Gewalt durch eine patriarchale und sexistische Justiz*

Friederike Boll

Sexualisierte Gewalt ist unvermindert Alltag für F*LTIQ. Alltag ist sie auch, weil die Gewalt in weiten Teilen gesellschaftlich und staatlich gefördert und verharmlost wird anstatt sie – strukturell wie im Einzelfall – effektiv zu bekämpfen. Denn entgegen aller rassistisch motivierter Jahresanfangsreden auf die Frauenrechte[sic*] pflegt Deutschland zum Beispiel hartnäckig ein (hetero)sexistisches, patriarchales, täterschützendes und völkerrechtswidriges Strafrecht.
Dieses Sexualstrafrecht soll nun reformiert werden. Mit dem strafenden Staat also gegen Patriarchat & Sexismus? – Da werden viele feministische und anti-rassistische „Jein, aber’s“ laut. Ein Blick in feministisch-materialistische Rechtstheorie und die bittere Rechtswirklichkeit der Strafverfolgung zeigen, dass es einfache Antworten nicht geben wird – ein weiter so wie bisher aber definitiv auch keine Option ist.

Die Veranstaltung versucht daher aus aktuellem Anlass einen Rundumschlag: Zunächst wird das derzeitige Sexualstrafrecht – das auch im Rahmen des Studiums nicht gelehrt wird – für Jurist*innen und nicht-Jurist*innen verständlich dargestellt. Dann wird der aktuelle Diskurs zu sexualisierter Gewalt und zur Reform des Sexualstrafrechts
skizziert. Dabei steht im Fokus der Kritik die Mittäterschaft des bürgerlichen Rechtsstaats bei der Absicherung von ungleichen Geschlechterverhältnissen und sexualisierter Gewalt. Abschließend gehen wir gemeinsam der Frage nach: Was tun? angesichts sexualisierter Gewalt, einer sexistischen, patriarchalen Justiz und rassistischer Vereinnahmungsversuchen.

2. Schiene, Workshop-Phase 2:

*Und was ist mit den Betroffenen? – Sensibler Umgang mit sexualisierter Gewalt im Studium*

Julia Pooschke und Christoph Muck

In dem Workshop werden zunächst allgemeine Grundkenntnisse zum Thema sexualisierte Gewalt und Umgang mit Betroffenheit vermittelt. Anschließend wird über eine mögliche Umsetzung des Themas im Studium diskutiert.

3. Schiene, Workshop-Phase 1:

*Marginalisierungstendenzen im Recht*

Lucy Chebout

Im Rahmen des Kongresses am 23.04.2016 wird Lucy Chebout zur Repräsentation von Frauen in der juristischen Ausbildung und in verschiedenen juristischen Berufsfeldern referieren. Neben empirischen Studien werden persönliche Erfahrungsberichte sowie feministische und antidiskriminierende Interventionen vorgestellt. Ziel ist es, gegenwärtige Ausschlüsse und Marginalisierungstendenzen im Recht sichtbar zu machen und zur Diskussion zu stellen. Darüber hinaus wird es darum gehen, gemeinsam Strategien gegen Sexismus im juristischen Alltag zu entwickeln.

Lucy Chebout hat Jura sowie Gender Studies und Islamwissenschaften in Berlin studiert. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie freiberufliche Trainerin für Gender und Recht, Antidiskriminierung und Diversity.


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